Grönland - 16.9. bis 26.9.2003

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Das Team 2003 von links nach rechts

Gerd, Eva, Birgit und Michael Huppenkothen

 

 
 

Ein Reisebericht

 

Ilulissat

Um all die nötigen Vorbereitungen zu treffen, landeten wir bereits am Montag in Ilulissat. In Kopenhagen noch spazierten wir durch die Stadt mit all ihren Kanälen bei ca. 20°, doch hier in Ilulissat ist schon die kalte Jahreszeit angebrochen. Trotz der Sonne spürt man den eisigen winterlichen Luftzug. Doch um diese Jahreszeit kann man auch die herrlichen langen Sonnenuntergänge erleben, die die Eislandschaft in alle möglichen Orange- und Rottöne tauchen.

Zuerst muss natürlich die gesamte Ausrüstung ausgepackt und bereit für die Tauchexpedition gemacht werden.

Und am nächsten – ebenfalls wieder strahlend sonnigen – Tag kamen dann Birgit und Michael an, die schon einen Rundflug über Grönland hinter sich hatten – von Kangerlussuaq ging es zunächst weiter südlich in der Disko-Bucht nach Aasiat und dann nach Uumannaq, weiter nördlich an der Küste.

Zum Tauchen war es an diesem Tag schon zu spät, doch nach allen Vorbereitungen sollte es dann am nächsten Tag gleich losgehen.

 

Der erste Tauchgang - Eis ...

Es ist noch kälter als gestern, die Temperatur krabbelt jetzt auf dem 0-Punkt herum. Nachdem wir alles montiert und ins Schlauchboot verladen haben, verlegen wir an unseren letztjährigen Platz „gleich um die Ecke„. Auch dieses Jahr fanden wir wieder einen nahe am Ufer festgefahrenen Eisberg vor und landeten auf einem flach auslaufenden Felsen. Trotz der Kälte wurde uns schon beim Entladen des Bootes richtig warm.

Leider wurde die Dünung immer stärker und gerade in die Felswanne, in der wir das Boot festgemacht hatten, liefen die Wellen besonders stark ein. Da dies auch der geplante Einstieg war, ging es immer turbulenter zu, bis wir leider den Tauchgang schon beim Einstieg ins Meer abbrechen mussten. Alles war so perfekt – sonnig, kein Wind, ein wunderschöner Eisberg vor unserer Nase. Wir warteten deshalb noch ein wenig ab, ob sich bei etwas gestiegenem Wasserspiegel, denn jetzt setzt auch noch die Flut ein, die Situation bessern würde. Durch den gestiegenen Wasserspiegel riss sich jedoch der Eisberg los und trieb gegen das Land. Durch die Wasserbewegung geriet das ganze Eis an der Küste in Bewegung und ein Eisberg nahe bei unserem Standort brach auch noch krachend und tosend auseinander. Bald war die Dünung – verbunden mit der beginnenden Flut – so stark, dass wir besser zügig abgelegt und die Rückfahrt angetreten haben.

Auf der Rückfahrt haben wir dann entlang der Küste und in der Bucht zum Hotel Arctic mögliche Einstiege und Tauchplätze ausgelotet, doch waren alle schon so durchgefroren, dass wir den nächsten Tauchgang erst für den nächsten Tag planten.

 

Eine Neuentdeckung

Heute meint es das Wetter nicht gut mit uns, es ist zwar ein bisschen wärmer geworden, doch es regnet in Strömen. Wir wagen uns nur ungern aus dem gemütlichen Frühstücksraum im Hvide Falk heraus, um den Weg zum Container anzutreten. Die Vorbereitungen zum Tauchen sind bei derartigem Regen immer schwierig und bald waren wir nicht nur nass, sondern auch ziemlich durchgefroren. Doch zum Glück haben wir ja unsere Trocki’s, in denen wir vom Regen einigermassen geschützt sind, denn zum Tauchplatz wird mit dem Schlauchboot in voller Trockentauchmontur verlegt.

Unser Weg führte uns vom äußeren Hafen, wo der Container steht, in die Bucht unter dem Hotel Arctic. Am Ausgang der Bucht wurde ein Platz mit optimaler Tiefenlinie ausgelotet, bei dem auch der Einstieg einigermassen passabel war. Wir mussten zwar die Tauchgeräte an der steilen Küste gut gesichert deponieren, doch zu viert ging es gerade noch. Hier spürten wir zwar nichts von der Dünung, die uns gestern noch so zu schaffen gemacht hat, doch ist jetzt Niedrigwasser und wir müssen auf den glitschigen Felsen gut aufpassen, damit es keine Verletzungen gibt.

Doch der Tauchplatz selbst ist phantastisch - im oberen Bereich auf dem leicht abfallenden Grund mit Kelp dicht bewachsen, in dem sich eine Menge Weichtiere und Gliederfüsser verbergen. Danach gibt es immer wieder kleine Terrassen und Wände, an denen sich Unmengen von Anemonen angesiedelt haben. Skorpionsfische und Knurrhähne und auch viele Nacktschnecken tummeln sich hier. Insgesamt ein richtig kleines Paradies, voller Leben.

Zwischendurch hatte es einmal kurz aufgehört zu regnen, doch jetzt, beim Zusammenpacken, geht es wieder so richtig los. Kaum abgelegt, säuft uns auch noch der Motor ab und nach langem Probieren richten wir uns schon auf Rudern ein. Doch dann springt der Motor doch noch an und wir können endlich zurück fahren.

Auch während des Entladens und Stauens der Ausrüstung im Container und des Flaschenfüllens regnete es unaufhörlich. Im Laufe des Abends kam dann noch Wind auf, der sich in der Nacht zu Sturm entwickelte.

Am nächsten Tag sollte dann nach Rodebay verlegt werden. Doch es stürmt immer noch und an eine Fahrt mit dem Schiff war nicht zu denken. Im Laufe des Tages beginnt es dann auch noch stark zu schneien und bald ist die Landschaft rundherum mit Schnee bedeckt. Der Sturm legte sich zwar im Laufe des Tages, doch die Dünung draußen war derart stark, dass sogar ein Frachter in der etwas geschützten Einfahrt zum Hafen vor Ilulissat vor Anker ging. An eine Fahrt nach Rodebay war definitiv nicht zu denken.

Doch dafür konnte das Rasmussen-Museum und Geburtshaus besichtigt werden, dass einen interessanten Einblick in die Geschichte von Ilulissat und seiner Entwicklung gibt. Außerdem ist natürlich die Eisfjord-Wanderung und die Besichtigung der Spuren der Erstbesiedelung in Sermermiut ein Highlight der Region.

Doch gleich am nächsten Tag sollte es los gehen, bis dahin müsste sich die starke Dünung abschwächen.

 

Oqaitsut (Rodebay)

Ein klarer und sonniger, aber eiskalter Morgen erfüllte unsere Hoffnungen der letzten Nacht. Sehr früh morgens ging es vom Frühstück im Hvide Falk gleich direkt zum Hafen, wo wir Willi und sein Schiff, die „Maya„, trafen. Die Temperatur ist unter 0 gesunken und sogar Teile des Hafens sind zugefroren. Das Schlauchboot lag ganz hinten im Hafenbecken, aufgrund der Kälte sprang der Motor nicht an, das Boot musste außerdem über die dünne Eisschicht manövriert werden. Doch schliesslich konnten wir mit etwas Verspätung doch noch ablegen und eine schöne aber kalte Fahrt stand uns bevor.

Durch den Sturm am Vortag wurden die großen Eisberge ziemlich nahe an die Küste getrieben, und wir fuhren durch diese eindrückliche Kulisse der Eisgiganten auf Tuchfühlung mit ihnen hindurch.

Wir hatten völlig ruhige See und in der Bucht von Rodebay konnten wir direkt am Peer beim H8 anlegen. Das Entladen der Ausrüstung ging zügig voran und wir konnten gleich die „Alte Butik„ beziehen. Der Ort und vor allem das Wasser- und das Duschhäuschen waren schnell besichtigt und wir bereiteten alles für den ersten Tauchgang in Rodebay vor.

 

Der „Walfriedhof"

Natürlich wollten wir gleich zum Walfriedhof, doch leider wollte der Motor nicht so wie wir und es mussten erst mal die Zündkerzen und – kontakte gereinigt werden. Mit einiger Verzögerung erreichten wir dann doch noch den Walfriedhof. Bis 5m war die Sicht leider nicht sehr gut, doch danach hervorragend. Leider konnten wir den Walkopf, den wir im Vorjahr hier entdeckt haben, nicht finden. Doch trotzdem ist der Tauchplatz nach wie vor ein Erlebnis mit all seinen geisterhaften Knochenhaufen, die man hier vor die Maske bekommt.

In der Bucht von Rodebay und auch auf der Seite zum offenen Meer hin haben wir so viele Eisberge wie nie zuvor. Die Kulisse hier ist sehr eindrücklich und immerfort hört man ein Knacken und Krachen, wie Pistolenschüsse. Manchmal ist sicherlich der eine oder andere Schuss eines Jägers dazwischen, doch meist ist es die Spannung in den Eisbergen, die frei wird.

 

Barbie's Bay ist unsere Rettung

Nach einem noch ruhigen Morgen wird es immer windiger, zuerst aus Nordost, dann dreht der Wind auf Ost und wird immer stärker. Ausgerechnet Ost, denn dies ist genau die Windrichtung, die das Wasser in der Bucht aufpeitscht und starke Dünung verursacht. Da wir daher sowieso nicht mit dem Boot rausfahren können, entscheiden wir uns für Tauchgänge in der Barbie’s Bay, der nach Westen hin zum offenen Meer geöffneten Bucht. Das Meer ist hier spiegelglatt, den Wind spürt man hinter der Landzunge kaum.

Leider sind die Eisberge hier zu weit weg, doch die Bucht selbst ist – vor allem für Fotografen wie Michael – mit ihrem sanft abfallenden Grund und der geschützten Lage sehr interessant. Viele Kleinlebewesen sammeln sich hier in der Nähe der Küste und die Eisberge treiben in der Regel nicht so weit herein, dass sie diese geschützten Stellen demolieren. Doch auch den einen oderen anderen versenkten Motor findet man hier – wir können es den Einheimischen gut nachfühlen, nach all den Problemen, die uns unser Außenborder macht - der wird übrigens in der Zwischenzeit repariert.

Der Wind wird im Laufe des Nachmittags zum Sturm, allerdings bleibt man hinter dem Hügel auf der Westseite davon verschont. Doch schon beim Rückweg zum H8 pfeift einem der Wind um die Ohren und beim Anblick des Hexenkessels, zu dem die Bucht von Rodebay bei diesem Sturm geworden ist, sind wir froh, nicht mit dem Boot draußen sein zu müssen. Wir müssen es sogar auf die Felsen ziehen, denn der Steg macht durch Sturm und Wellen bereits derartige Kapriolen, dass wir Angst haben, unser Boot zu verlieren.

Während des Abendessens im H8 spielte sich noch ein Spektakel der besonderen Art ab – ein vor Anker in der Bucht liegendes Fischerboot riss sich los und trieb mit dem Ostwind auf die Untiefe im Hafen zu. Trotz aller Bemühungen der Fischer, das große Boot mit ihren kleinen Nusschalen bei Sturm und Regen wieder rauszuziehen, blieben erfolglos, denn aufgrund der hohen Wellen kamen sie nicht einmal an das Boot heran. Schließlich trieb es auf die Felsen und blieb dort liegen.

 

Ehemals „Roten Anemone"

Heute morgen sahen wir, dass das Fischerboot sogar noch weiter bis an die Küste getrieben wurde und dort kenterte. Die Fischer hatten es in der Zwischenzeit schon ausgepumpt und wieder aufgerichtet und waren dabei, es wieder in die Bucht zu schleppen.

Trotz des gestrigen Sturms was das Meer in der Bucht heute spiegelglatt und erstaunlicherweise sehr klar. Man konnte im gesamten Hafenbecken auf den Grund sehen und auch an den Tauchplätzen des heutigen Tages war das Wasser glasklar und wir hatten ungeheuer gute Sichtweiten.

Wir freuen uns auf den heutigen Tauchplatz, doch leider regnet es in Strömen und auch der Wind frischt wieder auf. Der Motor sprang sofort an und wir konnten in die Bucht in Richtung Osten bis zur vermeintlichen „Roten Anemone„ fahren. Da es jedoch nicht ganz unser alt bekannter Tauchplatz war - wir waren ein bisschen zu weit gefahren -, wurde somit ein neuer entdeckt. Dort tummelte sich ein schöner Seewolf, doch aufgrund der Lage des Platzes und der Eisberge, die dort immer wieder hintreiben und hängen bleiben, ist der Grund nicht ganz so schön bewachsen, und das bis in eine grösserer Tiefe. Die Kletterseegurken mussten daher bis zum nächsten Tauchgang warten.

Da der Wind auf Ost dreht und auch noch kräftig auffrischt, fahren wir gleich nach dem Tauchgang zurück, da auch in die Zufahrt zum Tauchplatz die Wellen ungeschützt einlaufen.

Auf dem Rückweg zum H8 entdeckten wir den eigentlich angesteuerten Tauchplatz „Rote Anemone„, der von Ost kommend auch viel besser zu sehen ist.

Im Verlauf des Mittags hat der Wind dann nach Nord gedreht und es konnte sich keine starke Dünung aufbauen. Wir machten uns daher auf den Weg zur eigentlichen und bekannten „Roten Anemone„. Diesen Tauchplatz hatten wir noch nie bei derart guter Sicht erlebt, viel Licht bis auf über 30 m und was für eine herrlich bunte Vielfalt bei dieser Sichtweite!

Doch langsam macht sich auch ein bisschen Materialverschleiß breit - abgesoffene Handschuhe, geborstene Handschuh-Ringe, gebrochene Flossenschnallen.

In der Nacht gab es noch einen "Nordlichtalarm", doch leider war der Himmel nicht sehr klar und dadurch konnte man das Nordlicht nur ganz schwach sehen.

Am nächsten Tag fahren wir nochmals an die „Rote Anemone„, denn das Wetter ist optimal, spiegelglatte See, kein Wind, doch der Motor will nicht anspringen. Also mussten wir rudern! Doch es hat sich gelohnt - wieder ein Seewolf und hunderte von Rippenquallen mit ihren bei der Fortbewegung wie Neonreklame leuchtenden Härchen.

Nachmittags dann nochmals der Walfriedhof, denn auch hier ist die Sicht phantastisch im Gegensatz zum ersten Tauchgang hier in diesem Jahr. Wir finden auch den riesigen Walkopf wieder. Auch der Motor springt an. Es könnte alles so gut sein - doch es beginnt zu regnen.

 

Endlich Eis

Nachdem wir erst gegen Mittag zurück nach Ilulissat fahren werden, wird natürlich am Vormittag nochmals getaucht.

Die Bucht liegt tief im Nebel, und auch der Weg zur Barbies Bay ist ziemlich glatt und glitschig vom Frost der Nacht und der Feuchtigkeit des Morgens.

Doch in einer kurzen Schwimmdistanz liegt ein Eisberg in der Bucht, festgefahren am aufsteigenden Grund, und natürlich ein Muss für die Taucher. Es ist kalt unter dieser dicken Nebeldecke, doch bei den Vorbereitungen zum Tauchgang wird uns wieder warm. Das Licht ist zwar nicht optimal für einen Eistauchgang, da uns die Sonne fehlt, doch auch so ist es wieder einmal ein eindrückliches Erlebnis, auf den zuerst schemenhaft weiss und dann ganz konkret sichtbaren Unterwasserteil des Eisberges zuzutauchen.

 

Zurück nach Ilulissat

Doch bald ist es Zeit für die Rückfahrt, die Ausrüstung muss wieder auf der „Maya„ verstaut werden und wir verlassen Rodebay. Bei der Rückfahrt südlich nach Ilulissat lichtet sich plötzlich der Nebel und wir fahren in strahlendem Sonnenschein, die Eisberge stehen Spalier und die Eisgiganten des Isfjeldsbanken heben sich bizarr aus dem Nebel ab, der an die Wasseroberfläche sinkt.

Nach dieser herrlichen Fahrt ist allerdings wieder Arbeiten angesagt. Nachdem alles ausgeladen ist und auch der Container geräumt ist, fahren wir mit der Ausrüstung mit einem Lastentaxi zur Arctic Line, um alles erst einmal zu deponieren, morgen wird gepackt. Im Taxi singt es sinnigerweise "I'm singing in the rain" aus dem Radio - den hatten wir heute noch nicht.

Doch heute steht uns noch ein anderes Highlight bevor. Da das Wetter morgen wieder schlecht sein soll, wollen wir die Eisfjordtour heute abend machen. Die Sonne steht schon tiefer am Himmel, lässt die Eisberge unheimlich nahe erscheinen und ihre Konturen sind scharf umrissen gegen die langsam aufkommende Dämmerung. Bald werden sie in rot-goldenes Licht der sinkenden Sonne getaucht und heben sich kurz danach dunkel vom Horizont ab. So haben wir den Fjord vom Schiff aus noch nie gesehen!

 

Der Vormittag des letzten Tages in Ilulissat ist noch schön und konnte gut für interessante Wanderungen in die Umgebung genutzt werden. Doch bald regnet es wieder unaufhörlich. Wir sind zwar vom Sturm, der im Süden tobte, verschont geblieben, doch dadurch fielen alle Flüge am heutigen Tag aus. Alle Passagiere bleiben hängen und es ist nicht sicher, ob es morgen möglich sein wird, zurück zu fliegen.

Allen Unkenrufen zum Trotz können wir am nächsten Tag planmässig abfliegen und die Rückreise über Kangerlussuaq und Kopenhagen kann beginnen. Am Flughafen in Kopenhagen feiern wir dann noch ein bisschen Abschied, am nächsten Tag trennen sich unsere Wege.

 

Adventurediver Expedition Grönland

 

 

 

 

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