Grönland - 14. bis 25.9.01

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Das Team 2001 von links nach rechts - Willi, unser Skipper, Hilde, Marcel, Uwe und Eva, im Vordergrund Vijanti, Willis zukünftige Frau, Fotograf: Gerd / Adventurediver Expedition
 

 
 

Ein Reisebericht

 

Trotz anfänglich widriger Umstände (leider ist kurz vor dem Abflug unser Reiseveranstalter pleite gegangen), haben wir es geschafft und kurzfristig auch noch Flüge, Unterkünfte und Schiff bzw. Schlauchboot organisiert. Die Reise konnte also trotz allem durchgeführt werden!

Wir waren bereits einige Tage vor Ankunft unserer Gäste in Ilulissat, um die ganze Logistik vorzubereiten und die Flaschen zu füllen.

Auch zum Tauchen kamen wir, da sich zwei Dänen, die sich für einige Zeit in Ilulissat befanden, dafür interessierten. Bei strömendem Regen fuhren wir mit einem kleinen Boot in die Bucht gleich neben dem Hafen. Nach den Tauchgängen kamen wir fast nicht mehr heraus, da der starke Wind an diesem Tag das Eis sehr schnell in die Bucht getrieben hatte und wir mit dem kleinen Boot fast über das Eis klettern mußten.

Zeitgerecht war aber alles vorbereitet, und wir waren gespannt auf unser Abenteurer-Grüppchen:

Ilulissat - der erste Tag

Uwe aus Berlin, Hilde aus Düren und Marcel aus der Schweiz sind dann auch am 14.9. in Ilulissat planmäßig eingetroffen und das Abenteuer, die taucherisch bisher noch relativ unerforschten Gebiete in der Disko-Bucht zu entdecken, konnte beginnen:

Natürlich muß man sich zuerst ein bisschen eingewöhnen, daher stand nach dem Bezug der Zimmer im Disko Bay House in Ilulissat ein Stadtrundgang - bei strahlendem Sonnenschein - an. Einige Einkäufe mußten gemacht werden, die Eindrücke, die diese wilde und auf den ersten Blick öde Natur hinterläßt, mußten verarbeitet werden. Auch war natürlich einiges organisatorisch zu erledigen, was man ausgezeichnet in der Bar des Hotel Hvide Falk bei Tee und Kaffee machen konnte. Dabei immer den Blick auf die Bucht vor der Hafeneinfahrt von Ilulissat gerichtet, um all die Eisberge zu bestaunen.

Im Cafe Iluliaq haben wir das erste gemeinsame Abendessen eingenommen, doch der Tag war bald beendet, denn die Anreise ist recht strapaziös und außerdem macht sich die Zeitverschiebung von 4 Stunden abends dann langsam bemerkbar.

Itisuarsuk - der Checkdive - der zweite Tag

Der Tag beginnt gemütlich mit einem ausgedehnten Frühstück im Hotel Hvide Falk, welches ein reichliches Frühstücksbuffet anbietet. Die Müdigkeit von gestern ist vergessen und alle sind voller Tatendrang. Auch heute scheint die Sonne wieder und wir fahren im Anschluß an das Frühstück zum Container, der uns als Materiallager dient, auf der anderen Seite des Hafens, um die Ausrüstung vorzubereiten. Willi holt uns dort ab, die Ausrüstung wurde bereits fertig zusammengestellt, sodaß wir sie nachher nur mehr anziehen und ins Wasser springen brauchten.

Die Bucht Itisuarsuk (oder Holländers Havn) ist absolut phantastisch für einen Check-dive. Eine kurze Bootsfahrt bringt uns hin. Die Bucht schneidet schmal ins Land ein und endet in einem Becken. Oft treiben kleinere Eisberge in die Bucht, manchmal verschließen sie sie auch. Glücklicherweise hatten wir zwar tolle Eisberge in Sicht, doch in die Bucht kamen wir trotz des vielen Eises gut hinein.

Nach dem Ankern wurden die Buddy-Teams das erste Mal ins Wasser geschickt. Uns hat sich noch ein Gast aus Dänemark angeschlossen, der uns für zwei Tage begleitet, um mit uns zu tauchen.

Der erste Eindruck war überwältigend, niemand dachte, so viel Leben und buntes Treiben in diesen kalten Gewässern zu finden. Doch hier, wo das Wasser kalt und sehr planktonreich ist, gedeihen die Anemonen, die Gliederfüßer, die Stachelhäuter, die Weichtiere und auch die Fische und die Laminarien prächtig. Doch ein Erlebnis verfolgte alle bis zum Schluß - wenn man das erste Mal das kalte Wasser im Gesicht fühlt und bisher, trotz Eistauchen im Winter, trotz ganzjähriger Taucherfahrung, nichts Vergleichbares erlebt hat. Natürlich mußte an diesem Tag noch einer zweiter Tauchgang angeschlossen werden.

Abendessen im Restaurant Hong Kong in Ilulissat, kein besonderes Erlebnis, aber nach so einem Tag ist ein reichliches Abendessen wichtig.

Oqaitsut (Rodebay) - der dritte bis siebente Tag

Heute steht die Fahrt nach Oqaitsut bevor. Auch heute ließen wir es wieder gemütlich angehen und frühstückten ausgiebig im Hotel Hvide Falk.

Dann mußte alles - Personen und Gepäck - zum Container transportiert werden. Es gab jedoch noch einige bange Momente, da es starken NW-Wind gab und dieser eine Menge Eis in den Hafen getrieben hatte, in dem die "Maya", Willi's Schiff, vor Anker lag. Wir befürchteten schon, dass die Eisberge, die die Hafeneinfahrt bereits fast verschlossen hatten, unsere Pläne durchkreuzten. Doch Willi kam und die gesamte Ausrüstung mußte seefest verpackt werden, alle Flaschen, der Bauer Kompressor, das Blei sowie die persönliche Ausrüstung und das Gepäck mußten über einen Holzpier und ein davor liegendes Schiff auf die "Maya" verladen werden. Alle haben fleißig mit angepackt und diese logistische Meisterleistung ging schnell und effizient über die Bühne. Doch kaum waren wir aus der Hafenbucht draußen, mußte die "Maya" gegen hohe Wellen angehen und wir hatten sehr starken Gegenwind. Die Fahrt war dann ein wenig abenteuerlich aufgrund der rauhen See, doch schließlich kamen wir in Rodebay an, welches ca. eine Stunde Bootsfahrt nördlich von Ilulissat liegt.

Die weitläufige, vom offenen Meer durch eine vorgelagerte Insel gut geschützte Bucht, in der das ca. 50 Einwohner zählende Inuit-Dorf Oqaitsut liegt, bietet eine Menge guter Plätze zum Tauchen und genügend Schutz bei schwerem Wetter. Nicht nur die Trichterform der Bucht und damit ihre Steilwände sondern auch die Versorgungsmöglichkeiten in dieser Region sind ausgezeichnet. Neben dem von Uta und Ingo Wolff geführten Restaurant H8 gibt es eine ebenfalls von Ihnen verwaltete ausgezeichnete Herberge und seit diesem Jahr ein Duschhäuschen im Ort.

Wir konnten am Pier, den es ebenfalls seit diesem Jahr gibt, anlegen und natürlich mußte auch wieder alles entladen werden. Die Kisten mit Kompressor und Tauchequipment, die Flaschen und natürlich alle weiteren Gepäckstücke. Auch diesemal ging alles ganz hervorragend, die Sachen wurden wiederum recht zügig im Schuppen des H8 untergebracht, den uns Ingo zur Verfügung gestellt hat.

Hier in Rodebay war dann alles etwas einfacher von den Distanzen her. Der Anlegeplatz liegt genau vor dem Restaurant H8, die Herberge gleich daneben, nur durch eine schmale Bucht getrennt, die sich bei Flut mit Wasser füllt und dann kleine Eisberge mitbringt, die dann zur Trinkwasserversorgung herangezogen werden. Der besagte Schuppen liegt auf der Rückseite der Anlage.

Die Herberge, ein schmuckes Häuschen im dänischen Stil mit gemütlichem Aufenthaltsraum, einer Küche, einer Essecke sowie einem Schlafsaal im ausgebauten Dachboden, wurde bezogen und sah natürlich gleich sehr nach dem Sport, den wir betreiben, aus. Überall lag Fotoausrüstung, lagen Tauchcomputer, Bücher, Akkus und Ladegeräte, Lampen, etc. herum. Doch unsere Gruppe waren die einzigen Gäste und wir störten daher niemanden.

Die Insel und die Qivittoq-Bucht

Zum Eingewöhnen gab es Tee, Kaffe und Kuchen, danach wurde natürlich sofort alles vorbereitet, um zu tauchen. Mit der "Maya" fuhren wir, jetzt nur noch mit "leichtem Gepäck", d.h. Ausrüstung für einen Tauchgang, in südöstlicher Richtung zum äußersten Teil der Bucht. In diesem Teil liegt eine kleine Insel, hier mußte es eine Wand geben, Tiefenlinie ca. 25-30m. Ein netter kleiner Eisberg lag dort gleich an der Küste. Tatsächlich gab es hier entlang des steil abfallenden Grundes eine kleine Wand, der Grund war bevölkert mit einer Reihe von großen Seeanemonen und Seedahlien, ein paar Dorsche tummelten sich unter dem Schiff, und der Eisberg ließ sich gut betauchen. Alles in allem ein wunderschöner Platz, an dem vorher noch nie jemand getaucht ist (wie auch fast alle folgenden Plätze).

Hier kann man gut sehen, dass auch schon auf einer geringeren Tiefe viele Lebewesen ihren Lebensraum haben, da hier keine großen Eisberge mit ihrem gewaltigen Unterwasserteil den Grund zerpflügen.

Aufgrund der Anfahrt von Ilulissat war es schon später Nachmittag, als wir vom Tauchgang zurück kamen. Flaschen mußten gefüllt werden, und Uwe und Marcel mußten ihren zweiten Tauchgang noch haben. Also wurde ein Nachttauchgang geplant.

Ideal für einen Nachttauchgang war die Bucht zwischen dem H8 und der Herberge. Die Taucher gingen also bei Dämmerung ins Wasser, um sich das Treiben unter Wasser auch einmal bei Nacht anzusehen. Da aber Taucher generell für die Leute hier eher fremdartige Wesen sind und man, da die Inuit natürlich nach wie vor auch Jäger sind und Robben jagen, beim Auftauchen immer aufpassen muß, dass man nicht mit einer Robbe verwechselt wird, waren natürlich Taucher bei Nacht erst recht fremdartige Erscheinungen. Ein Fischer, der gerade mit dem Boot zum Steg fuhr, sah nun die Lichter. Sein Erstaunen führte ihn mehrmals zu dem Ort, an dem er die Lichter unter Wasser sah, zurück. Er konnte sich das Phänomen nur folgendermaßen erklären: Ein Qivittoq mußte hier sein Unwesen treiben! Da die Inuit noch an Geister glauben, was nicht verwundert, wenn man bedenkt, daß sie, wenn sie auf die Jagd gehen, lange Zeit alleine im Eis sind und einem dann schon ein Geist erscheinen kann, mußte dieser Fischer sich nun bestätigt sehen, daß es diese Qivittoqs auch direkt vor seinem Haus gab, denn Qivittoq ist der Name für Geister bei den Inuit.

Da wir bei der Wahl der Tauchplätze immer wieder völliges Neuland betreten haben, durften wir uns auch die Namen der Tauchplätze selbst wählen, was außerordentlichen Spaß machte. Also wurde dieser Platz zur Qivittoq-Bucht.

Nach diesem Tag hatten wir uns ein gutes Abendessen auf jeden Fall verdient. Bei Uta im H8 haben wir dann auch ein hervorragendes Finwal-Gericht bekommen. Dazu ist zu sagen, dass Wale hier nur von Inuit und nur kontingentiert gejagt werden dürfen, in Ilulissat und Rodebay sind es zwei Stück pro Jahr.

Arnanguit und Kangersuneq

Gefrühstückt wurde ebenfalls im H8, ein gemütlich mit viel Holz eingerichtetes Restaurant mit viel persönlichem Flair und außerordentlich gut organisiert dafür, dass es hier kein fließend Wasser gibt und Wasser, wenn man nicht gerade einen kleinen Eisberg zur Verfügung hat, vom Wasserhäuschen im Dorf geholt werden muß. Heute war es ein bisschen bewölkt, doch im Laufe des Vormittags kam wieder die Sonne heraus.

Flaschen mußten noch gefüllt werden, und dann konnte wir wieder Ausrüstung verladen, denn Willi holte uns mit seiner "Maya" zum tauchen ab.

Bei unserer Suche nach einem Tauchplatz fuhren wir in nordöstlicher Richtung. Zwischen dem Festland und der Insel Arnanguit gab es einen plötzlichen Sprung in der Tiefenlinie, also wurde natürlich in Erwartung einer Wand dort im Osten der Insel geankert. Der Tauchplatz bot uns dann auch eine mehrfach bis auf mehr als 30m gestufte Wand, die mit roten und gelben großen Seeanemonen und der roten Seedahlie bevölkert ist. Dazwischen das Gewirr der Tentakel einer tiefroten Anemonenart, die wie ein fein verästeltes Arteriensystem aussah. Am Grund findet man sehr viele Seewalzen. Knurrhähnen und Skorpionsfischen bewohnen sowohl den Grund als auch die Wand. Auch Krabben und Seespinnen trafen wir oft an, die sich im Schutz der Anemonen hielten. Die Steine sind überall mit einer Krustenalge überwachsen, die den Steinen einen violetten Farbton verleiht . Wüsste man es nicht besser könnte man meinen, an einem Riff zu sein.

Der zweite Tauchgang des Tages führte uns in den Kangersuneq, ein großer Fjord, an dessen Ende wir vor Anker gingen. Auch hier fanden wir wieder steil abfallenden Grund, der üppig bewachsen und belebt war.

Die heutige ausgedehnte Tauchfahrt hat und Zeit gekostet, wir mußten uns beeilen, um vor 18.00 Uhr noch ins Duschhäuschen zu kommen, da es doch ganz angenehm ist, bei diesen Temperaturen abends noch eine warme Dusche zu bekommen. Flaschen mußten natürlich auch noch gefüllt werden.

Im H8 erwartete uns ein köstliches Fisch- und Krabben-Gericht und wiederum fielen wir bald müde ins Bett.

Der Walfriedhof

Nach dem Frühstück haben wir dann unsere Ausrüstung zum Anlegeplatz gebracht, da wir auf Thorwald, den Kapitän des Schiffes "Esle" warteten. Wir haben ihm versprochen, einmal zu seinem Sonar zu tauchen, um zu sehen, was daran beschädigt ist. Denn ohne Sonar ist es sehr schwierig, in diesen Gewässern zu fahren. Bald kam Thorwald mit einer Gruppe Leuten in die Bucht und wir fuhren mit dem Schlauchboot hin, Marcel und Uwe hatten den Auftrag, das Sonar zu begutachten. Ein kleiner Tauchgang also mitten in der Bucht.

Der Walfriedhof, den wir bereits letztes Jahr entdeckt hatten, ist natürlich ein Muß. Wir verlegten also das Equipment und uns selbst an den flach abfallenden Felsstrand im Nordwesten der Bucht, gleich beim Ausgang aus der Bucht ins offene Meer. Dort ziehen die Inuit die Wale, die sie pro Jahr fangen dürfen, mit einer Seilwinde an Land. Nachdem die verwertbaren Teile des Meeressäugers vom Skelett entfernt sind, werden die Walknochen und der Schädel an dieser Stelle wieder ins Meer geschafft.

Eine ganze Reihe Wirbelknochen und Bandscheiben liegen hier herum, und auch auf ein Walkopfskelett sind wir bei unserem Tauchgang gestoßen. Ein gespenstischer Anblick, wenn man noch in größerer Entfernung ist und auf diesen zunächst nicht zu identifizierenden weißen vermeintlichen Felsen zuschwimmt, um dann die Kopfform zu erkennen mit Kiefer und Barten. Hier wimmelt es nur so von Rippenquallen, deren Wimpern bei der Bewegung im Wasser wie eine Neonreklame leuchten.

Hilde hatte heute beschlossen, diesen herrlichen Tag einmal ober Wasser und ohne Schlepperei zu verbringen. Denn hier kann man wunderschöne Wanderungen machen oder einfach lesend in der Sonne sitzen und den Tag genießen. Durch ein nettes Gespräch mit den sehr freundlichen und zugänglichen Einheimischen kann man auch einen näheren Einblick in die Sitten und Gebräuche der Leute nehmen - so zum Beispiel hat man Hilde getrockneten Seehund angeboten zu kosten, was man der Höflichkeit halber ja nicht gut ablehnen kann. Geschmeckt hat er nicht.

Auch der zweite Tauchgang wurde am Walfriedhof durchgeführt, während der Oberflächenpause konnte man bequem in der Sonne auf den flachen Felsen liegen und die Ruhe genießen. Man hat hier einen herrlichen Blick über die ganze Bucht. Rückfahrt mit dem Schlauchboot, danach - Flaschen füllen, sehen, dass man rechtzeitig ins Duschhäuschen kam und ein herrliches Fischgericht abends genießen.

Barbie's Bucht

Am nächsten Tag führten wir unsere Tauchgänge in der Barbie’s Bucht durch. Benannt hatten wir die Bucht nach einem von seinem Rudel ausgestoßenen Schlittenhund, der von Uta und Ingo aufgenommen wurde. Da dieser Hund leider keine Zukunft hat, da er krank und für seinen eigentlichen Zweck nicht brauchbar ist, haben wir gedacht, die Erinnerung an ihn dadurch lebendig zu erhalten.

Die Bucht ist direkt durch einen kurzen Fußmarsch über die Graslandschaft von der Herberge aus zu erreichen und liegt an der Außenseite der Bucht von Rodebay, also zum offenen Meer hin. Nachdem die Ausrüstung zum Tauchplatz gebracht wurde, konnten die Vorbereitungen beginnen. Einer der Eisberge, ein eher flacher, der auf ca. 9m am Grund festgefahren war, wurde für den ersten Tauchgang ausgewählt. Hier bei den Eisbergen ist das Wasser nicht wärmer als 0°C. Der Hinweg führte uns über mit großen Laminarien bewachsenen Grund und plötzlich schimmert das weiß der Eismasse durch und man hat diesen um vieles größeren und bizarr geformten Unterwasserteil des Eisberges vor sich. Während oben noch die Sonne das Eis unter der Oberfläche zum glitzern bringt, wird es weiter unten gespenstisch düster und der achtsame Blick nach oben sowie das Belauschen des Eisberges versetzt den Taucher in eine leichte Anspannung. Denn wenn der Eisberg knackt oder knallt oder man sich unter einem, wenn auch nur kleinen Überhang befindet, kann es gefährlich werden. Man kann sich gar nicht satt sehen und findet immer wieder neue Facetten des Unterwassereises und es macht großen Spaß, sich hinter Eisvorsprüngen zu verbergen oder in Spalten hineinzusehen.

Die Oberflächenpause verbrachten wir auch heute wieder in der warmen Sonne auf den zum Meer hin abfallenden Felsen sitzend mit einem herrlichen Blick auf die Eisberge, die vor uns langsam die Küste entlang treiben.

Das einzigartige Erlebnis, an einem Eisberg zu tauchen, hat unsere Leute so beeindruckt, dass auch der zweite Tauchgang an diesem Platz gemacht wurde. Diesmal stand die Sonne schon tiefer und durch die geänderten Lichtverhältnisse war es noch ein bisschen gespenstischer und düsterer als beim ersten Tauchgang.

Nach dem Flaschen füllen gab es dann zum Abendessen ein ausgezeichnetes Rentier-Gericht.

Heute Nacht konnte man sogar das Nordlicht sehen als lichten grünlichen Streifen am Himmel, der plötzlich intensiver wurde, die Position wechselte, flimmerte, bald kamen mehrere solcher Phänomene am Himmel auf und ebenso schnell war alles wieder vorbei.

Rote Anemone und nochmals die Qivittoq-Bucht

Heute war es bevölkt, die Wolken hingen tief über den Hügeln und das Frühstück war ein bisschen ausgedehnter, denn ohne Sonne ist es schon ganz schön kalt draußen. Der Gedanke, ins Wasser zu springen, war heute nicht so verlockend. Nichts desto trotz bereiteten wir die Ausrüstung vor.

Heute beschlossen wir, mit dem Schlauchboot entlang der Küste in östlicher Richtung zu fahren. Dort hatten wir bereit einige Tage zuvor eine kleine nach Westen hin eingekerbten Bucht mit flach abfallenden Felsen gesehen. Hier waren die Landemöglichkeiten für das Boot und die Einstiegsmöglichkeiten für die Taucher geradezu ideal. Glasklares Wasser und ein herrlicher Blick über die weitläufige Bucht von Rodebay offenbarte sich uns hier. Dieser Platz wurde von uns Rote Anemone getauft, da hier in ca. 20m eine wunderschöne Wand zu finden war, die voll von ihnen war. Ähnlich der vorher beschriebenen Wand tummelten sich auch hier Seespinnen und auch hier konnte man die Grönlandkrabbe finden, die aussieht, als ob jemand auf sie draufgetreten wäre. Ein Seewolf kreuzte unseren Weg. Vereinzelt huschten aufgeschreckte Knurrhähne bei uns vorbei und Pilgermuscheln schlossen ihre Öffnungen schnell. Nur die Seesterne ließen sich bei ihrer Mahlzeit, wenn sie über die Seeigel gestülpt diese aussaugen, nicht stören.

Beim Auftauchen war die Landschaft schon leicht weiß, denn es hatte angefangen zu schneien. Die Oberflächenpause verbrachten wir noch an den Felsen, doch es war kalt geworden und wir beschlossen zurückzufahren. Der zweite Tauchgang wurde dann in der Qivittoq-Bucht gemacht, diesmal bei Tageslicht und ohne Fischer zu erschrecken.

Heute haben wir das leckere Abendessen besonders verdient, denn heute war es so richtig winterlich arktisch, wie man es sich wahrscheinlich vorstellt, wenn man die Tage, an denen die Sonne die Landschaft in ein mildes Licht taucht und einen wärmt, nicht kennt.

Rückfahrt nach Ilulissat - der achte Tag

Heute war das Wetter wieder ausgezeichnet. Zuerst war es stark windig und wir hofften, dass Willi, der uns heute abholen sollte, am Pier anlegen konnte. Da sich der Wind legte, konnte er zum Beladen des Bootes anlegen und all das Material mußte wieder auf das Schiff gehievt und zurück nach Ilulissat transportiert werden. Wir waren richtig entwöhnt, da wir die letzten Tage kaum etwas sehr weit herumtragen mußten. Doch heute steht wieder Logistik auf dem Plan.

Die Überfahrt war dann aber ruhig und wir fuhren die Küste entlang in südlicher Richtung nach Ilulissat. Nachdem die Ausrüstung wieder ausgeladen und verstaut war, einiges an Equipment, wie z.B. der Bauer Kompressor wieder bei der Spedition zum Versand nach Deutschland stand, denn die Reise neigte sich dem Ende zu, wurde im Disko Bay House wieder Quartier genommen. Für morgen war nochmals tauchen geplant, doch für heute war es zu spät, in Ilulissat nochmals einen Tauchgang zu machen. Daher stand ein ausgedehnter Fußmarsch zum Isfjeldsbanken, querfeldein von Ilulissat ausgehend, auf dem Programm. Von hier aus hat man einen ausgezeichneten Blick über den letzten Teil des Kangia, aus dem die Eisberge des Sermeq Kujallek Gletschers in den Isfjeldsbanken herausdriften.

Abends wurde dann im Cafe Iluliaq gegessen. Für alle war es wieder ungewohnt, dass man wieder größere Distanzen zurücklegen mußte und man aus dieser kleinen Einheit in Rodebay, in der man sich sehr geborgen fühlt, draußen ist.

Itisuarsuk - ein letztes Mal - der neunte Tag

Nach dem Frühstück im Hotel Hvide Falk mußten wir wieder zum Container verlegen, um dort die Ausrüstung für den heutigen letzten Tauchtag vorzubereiten. Wieder ging es mit der "Maya" und Willi in die Bucht Holländers Havn, die zwischen Ilulissat und dem Flughafen liegt.

Für unseren Abschlußtauchgang haben wir hier einen hervorragenden Eisberg vorgefunden. Leider regnete es sehr stark, doch bei so einem Tauchplatz störte das niemanden. Es herrschte Strömung und der Eisberg war in Bewegung. Ein flacher, ca. 2 m unter der Oberfläche, weit auslaufender Teil des Eisberges schimmerte türkis, das andere Ende war aber weit sicherer zum tauchen, da ohne Überhang und wegweisend vom Land. Doch plötzlich gab es einen Knall, der so laut wie ein Schuß war. Und auf diesen Knall folgten noch einige weitere. Der Druck im Eis hatte offenbar Risse in den Eisberg gesprengt, was man unter Wasser als eine Art Vibration körperlich spüren kann. In solchen Augenblicken heißt es dann nur mehr „weg vom Eis".

Der zweite Tauchgang konnte daher leider nicht mehr am Eis stattfinden, doch auch die steile Küste offenbarte unter Wasser einen herrlichen Tauchplatz, nämlich eine Felswand mit einer kleinen Höhle und Überhängen, die dicht mit Laminarien bewachsen ist. Gliederfüsser und Seesterne, Nacktschnecken und Fische verbergen sich hier unter den Pflanzen, Anemonen bevölkern auch hier die Wand.

Zum Abendessen trafen wir uns mit Willi noch im Hong Kong um die Bootsfahrt am nächsten Tag zu besprechen. Die Abende waren nie sehr lange, da man nach einem Tag in der kalten frischen Luft mit all den Aktivitäten wie tauchen und Material schleppen abends dann immer sehr müde ist.

Der Eisfjord - Eis einmal ganz anders - der zehnte Tag

Heute gab es wieder einen strahlenden sonnigen Tag, ein tiefblauer Himmel überspannte die Eisberge. Daher machten wir uns gleich nach dem Frühstück auf, um Willi zu treffen, der uns mit seinem Schiff durch die Eisberge führen sollte. Vor kurzem mußte weiter draußen ein Eisberg gedreht haben oder auseinandergebrochen sein, denn die Wasseroberfläche war dermaßen mit Eisschrott bedeckt, dass man mit dem Boot gar nicht in den Isfjeldsbanken hineinfahren konnte. Nachdem wir aber etwas weiter westlich nochmals einen Versuch starteten, fanden wir einen Eingang und fuhren staunend und schwer beeindruckt mit dem Schiff in den Wasserstraßen zwischen den riesigen Eismassen entlang. Mal kamen Höhlen, mal wie Eingänge von Kathedralen anmutende Tore zum Vorschein, mal schimmerte das Eis grün oder türkis, dann wieder hörte man es krachen und über allem schien die Sonne an einem sehr kalten Tag, ein Vorbote des nahenden Winters.

Eine ganz andere Erfahrung mit dem grönländischen Gletschereis machten wir ebenfalls an Bord der "Maya". Wenn man nämlich ein Stückchen dieses Eises in einen Aperitif gibt, knistert das Eis beim Schmelzen im Drink und setzt Luft, die schon seit Urzeiten eingeschlossen ist, frei.

Den letzten Abend genossen wir ausführlich bei einem gemütlichen Abendessen im Hvide Falk, von dem man die Bucht vor Ilulissat, mit all ihren Eisbergen, vor dem Hintergrund eines um diese Jahreszeit noch sehr langen Sonnenuntergangs beobachten kann. Die Entspannung haben wir uns auch redlich verdient, denn immer wieder mußte die gesamte Ausrüstung samt Bauer Kompressor verladen werden, immer wieder mußte die Ausrüstung von der Unterkunft zum Boot und wieder zurück oder sogar zu Fuß zum Tauchplatz gebracht werden.

Am Nachthimmel machten sich zu guter letzt noch die ersten Spuren eines Nordlichtes breit, doch leider hat es sich nicht sehr klar entwickelt und wir haben aus lauter Müdigkeit aufgegeben zu warten.

Die Rückreise - der elfte und zwölfte Tag

Die Rückreise habe wir alle gemeinsam angetreten. Frühmorgens am Montag starteten wir in Ilulissat und mußten über Kangerlussuaq nach Kopenhagen fliegen. Da ein Weiterflug am gleichen Tag nicht möglich ist, verbrachten wir die Nach am Flughafen, wo es ein Hotel direkt im Transit-Bereich gibt. Da alle Bars und Restaurants um 22.00 Uhr Feierabend machten, wir aber neben dem Abschied noch einen Geburtstag zu feiern hatten, waren wir schließlich die einzigen, die hier im Flughafen noch vorzufinden waren und die halbe Nacht feierten. Am nächsten Tag trennten sich dann unsere Wege und jeder flog seinem Wohnort entgegen.

Zum Schluß

Wir sind sicher, dass wir auch im Namen unserer Gruppe sprechen, wenn wir sagen, dass wir eine sehr eindrucksvolle und interessante Reise zusammen genossen hatten. Wir hoffen, dass wir den einen oder anderen von ihnen mal wieder ins ewige Eis führen können und würden uns freuen, wenn dieser Bericht auch noch andere Leser dazu anregt, uns nach Grönland zu folgen.

Bis bald

Adventurediver Expedition Grönland

 

 

 

 

Wenn Du interessiert bist, dann sende uns doch ein

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Wir senden Dir dann gerne Prospekte und Informationen über die nächste Reise.

   

 

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